Der Baumtest
von Ravi Karl Nicko
Stell dir vor, du hockst bei einem Date mit deiner Traumfrau zusammen und weißt nicht, was du mit ihr sprechen sollst. Leere Stille, die langsam, aber doch immer unangenehmer wird…
Oder du hast kurz zuvor eine neue Bekanntschaft erst kennen gelernt und möchtest
dich von all den anderen Männern hervorheben. Nicht der 08/15-
Genau hier eignet sich besonders gut der Baumtest, der damals von dem Schweizer Psychologen
Dr. Charles Koch erfunden wurde. Dr. Koch leitete damals ein Institut für Psychotechnik
in Luzern. Mittlerweile wurde dieses Wissen um den „Baum-
Die Ergebnisse waren verblüffend: In fast allen Fällen konnte man anhand einer Baumzeichnung eine fast exakte Analyse des psychischen Zustandes einer Person feststellen. Man probierte natürlich die Zeichentests auch mit Schiffen, Häusern und ähnlichen Sachen. Aber diese Tests waren nicht einmal annähern so erfolgreich wie eben jene mit dem Baum.
Dabei ist es irrelevant, wer diesen Test macht. Ein Kind im zarten Alter von sechs Jahren kann mit diesem Test genauso analysiert werden wie eine ältere Person im Alter von achtzig Jahren. Einzig und allein zwei Berufsgruppen stellen bei diesem Test eine Personengruppe da, bei denen dieser Test wohl eher sinnlos wäre. Das sind einerseits Menschen, die in der Gärtnerei tätig sind und andererseits Landschaftsmaler und Malerinnen. Bei diesen beiden Berufen hat die alltägliche Arbeit eine zu große Auswirkung auf die Realitätswahrnehmung, wenn es sich dabei um das Wort „Baum“ handelt und ein normaler Baum wird nicht mehr vom Unterbewusstsein sachlich wiedergespiegelt. Ein Paradebeispiel, wie vorhersehbar der Baumtest ist, zeigt uns ein Beispiel, den Dr. Koch damals erlebte. Als er an zahlreichen Probanden den Baumtest durchführen ließ, kam ihm darunter auch ein 45 jähriger erfolgreicher Architekt unter. Als Dr. Koch ihn aufforderte, einen Baum zu malen, war er verblüfft über die Art des Baumes. Das Baumgebilde hatte einen langen und viel zu dünnen Baumstamm, während die Baumkrone nur von mickriger Größe dargestellt wurde. Solche Art von Bäumen beobachtete Dr. Koch bisher nur bei geistig zurück gebliebenen Kindern. Somit ließ er den Architekten andere psychologische Tests durchführen, wobei der Architekt jedoch langsam stutzig wurde und merkte, dass etwas nicht ganz in Ordnung wäre. Er strengte sich mit aller Konzentration an, um die anderen Tests mit positiver Sorgfalt so zu bewältigen, wie es von ihm erwartet wurde. Vier Monate nachdem der außerordentlich intelligente Architekt den Baumtest durchgeführt hatte, wurde er mit mehreren Selbstmordversuchen in eine Heilanstalt eingeliefert. Der Baum hatte es damals schon prophezeit…
Gut, zurück von der Geschichte zum wesentlichen Kern des Baumtests und wie du es positiv für Datings benutzen kannst. Das einzige, was du für diesen simplen Baumtest benötigst, ist ein Stift sowie ein Blatt Papier. In der Not kannst du natürlich auch eine Serviette im Kaffeehaus nehmen.
Du musst auch nicht die Antworten unbedingt auswendig lernen, sondern lässt dieses dann als mysteriöses Ergebnis offen. Du erzählst deinem Date also von einem psychologischen Test, dass du vor kurzem in einer Fachzeitschrift gelesen hast und sagst ihr anschließend, sie solle einen Baum auf das Papier malen. Anschließend löst du das Testergebnis auf, indem du dir die Antworten gemerkt hast, in einem internetfähigen Mobiltelefon nachschaust oder ihr die Antwort bis zum nächsten Treffen schuldig bleibst.
Selbstverständlich kannst du auch den Test für dich selbst benutzen. Vorausgesetzt du bist nicht Gärtner oder Landschaftsmaler und hast dir die Antworten nicht vorher schon durchgelesen.
„Gewinnen ist vielleicht nicht alles,
aber für das Verlieren
spricht erst recht nichts.“
Dianne Feinstein
Hängende Baumkrone, also symbolisches Blätterwerk, das rechts und links vom Stamm nach unten ragt, bedeutet Unfähigkeit, eine schnelle klare Entscheidung zu fassen. Es ist kaum zu erwarten, dass der Zeichner zum Angriff übergeht. Die Laune ist stärksten Schwankungen unterworfen. Der Zeichner dieses Baumes wird gelenkt und gesteuert.
Die Auflösung der Baumkrone in viele kleine Striche, also ein Blätterwerk, durch das niemand hindurchschauen soll, verraten den Lügner, den Betrüger, den Hochstapler, jedenfalls jemanden, der sein wahres Wesen oder seine wahre Absichten zu tarnen bemüht ist. Man muss ihnen immer mit Vorsicht entgegentreten, auch wenn sie noch so sympathisch sind.
Die oben abgeschnittene Baumkrone, der platte Baum also, verrät, dass der Zeichner irgendwie seine Unabhängigkeit eingebüßt hat, er hat es aufgegeben, Widerstand zu leisten, er fügt sich, weil er sich ständig unter Druck fühlt. Eine entschlossene, klare Haltung oder Entscheidung ist von ihm nicht zu erwarten.
Kurzer breiter Stamm und eine Baumkrone, die nach oben strebt, verraten Selbstvertrauen, Gestaltungswillen, Bedürfnis, sich durchzusetzen und seine Pläne zu realisieren, geistiges Geltungsbedürfnis, Stolz, Begeisterungsfähigkeit, unerschöpfliche Neugier in Bezug auf alles Interessante in Leben und Wissenschaft.
Die unsymmetrischen Baumkronen, die nach links oder rechts überhängen, sind von ganz besonderer Wichtigkeit: Überhängen nach links bedeutet vorsichtige Zurückhaltung, Nachdenklichkeit, verbunden mit entsprechendem Misstrauen. Überhängen nach rechts große Selbstsicherheit, innere Unruhe, Nervosität, manchmal auch eine gewisse Anmaßung bei gleichzeitig starkem Betätigungsdrang.
Die Baumkrone gleicht der Wolle eines Schäfchens. Der Zeichner hat ein fröhliches Naturell. Er ist immer tätig. Er lässt sich begeistern. Er redet ein wenig viel. Gewisse künstlerische Talente sind nicht abzusprechen. Er kann sich in jeder Gesellschaft zurechtfinden. Es ist schwer, ihn in Verlegenheit zu bringen; denn er weiß immer die Situation richtig zu meistern.
Das wolkige Blättergebilde des Baums verrät Lebhaftigkeit, gut entwickelte Phantasie, Anpassungsgabe, häufig etwas Eitelkeit, auch wohl übertriebene Ansprüche, die man an das Leben stellt. Aber im Allgemeinen gute Verträglichkeit mit der Umwelt.
(Die Zeichnungen stammen aus den Bildmappen des Schweizer Psychologen Dr. Charles Koch)
Dieser Baum gleicht einem Kanonenlauf. Das Laufgebilde sieht aus wie die Rauchentwicklung, und die Astansätze täuschen typisch den Explosionsvorgang am Ausgang des Kanonenlaufs vor. Choleriker, Menschen, die von einer Sekunde zuer anderen in Wut geraten können und buchstäblich „explodieren“, zeichnen solche Bäume und sind entsprechend vorsichtig zu behandeln.
Die wirren, aber zusammenhängenden Linien, die hier die Baumkrone und das Blätterwerk darstellen sollen, sind die Zeichen für starke Lebenskraft, lebhafte Reaktionen auf die Umwelt, einen sicheren Instinkt, dem aber in der Anwendung auf das praktische Leben die Methode fehlt. Überraschende Entscheidungen stellen oft die Umwelt vor Rätsel.
Äste, die wie die Strahlen einer Sonne nach allen Seiten streben, ohne mit Blättern verziert zu sein, lassen ahnen, dass der Zeichner sich immer irgendwie angegriffen fühlt. Manchmal wittert er auch den Angreifer einfach im Schicksal, das er überlisten möchte. Er ist geschickt im Umgang mit Menschen, aber ungeduldig. Er liebt es, das Schicksal im Glücksspiel zu versuchen.